Der Arbeiter arbeitet, der Chef scheffelt – diese klassische Rollenverteilung am Arbeitsplatz wird heute immer mehr aufgeweicht. Das gemeinsame Arbeiten in flacher Hierarchie ermöglicht es, sich mit mehr Kreativität und Eigeninitiative in den Beruf einzubringen und zu entfalten.

Eben mit diesem Thema hat sich das Team des Films „Augenhöhe“ beschäftigt. Die über Crowdfunding finanzierte Produktion zeigt „Unternehmen, in denen die neue Arbeitswelt bereits gelebt wird und die Menschen, die diese gestalten.“

Die Besonderheit besteht in der Verbreitung des Films: er ist online für nicht-kommerzielle Zwecke kostenlos verfügbar und das Team lädt dazu ein, eigene Vorführungen mit anschließender Diskussionsrunde zu organisieren. So sollen möglichst viele Arbeitgeber und -nehmer zu neuen Ansätzen bei der gemeinsamen Arbeit inspiriert werden.


Am 30. Januar fand im Museum der Arbeit in Hamburg die Premiere statt. Fast 400 interessierte Besucher sahen den Film und diskutierten noch bis lange nach Mitternacht über das Arbeiten auf Augenhöhe. Das Publikum war dabei bunt gemischt: Mitarbeiter aus den porträtierten Unternehmen sowie anderen Organisationen, Wissenschaftler, Lehrer und viele andere.

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Für die Verbreitung und auch die Produktion spielen die sozialen Medien natürlich eine große Rolle. So hat das Augenhöhe-Team kräftig getwittert. Wir haben uns den Social Buzz rund um den Film und die Premiere angesehen und ein Interview mit Silke Luinstra geführt, die selbständige Organisationsberaterin ist und einer der Impulsgeber für „Augenhöhe“ war.


Buzz

Am Anfang eines jeden Monitorings steht natürlich die Query. Für „Augenhöhe“ war das nicht allzu schwierig, da der Begriff in Verbindung mit dem Stichwort „Film“ doch sehr eindeutig ist. Außerdem haben wir natürlich die entsprechenden Hashtags mit in die Suche aufgenommen.

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Vom 27. Januar bis zum 3. Februar haben wir knapp 3.000 Mentions erfasst – die meisten davon am Premierentag. Die Teilnehmer haben offensichtlich fleißig getwittert. Doch wenn man sich nur die Gesamtheit der Mentions betrachtet, geben die Zahlen noch nicht zwangsläufig Aufschluss über die Reaktionen des Publikums bzw. der Communities auf Twitter und Co.. Schließlich könnte der Großteil der gefundenen Mentions von den Accounts des Filmteams kommen, die einfach etwas übereifrig geworben haben

Um also owned und earned Mentions strikt zu trennen, haben wir Retweets entfernt, welche auch als einzelne Mentions gezählt werden, und nach dem Autoren „Augenhöhe“ gefiltert. Das Ergebnis zeigt, dass der Anstieg im Gesprächsvolumen tatsächlich auf individuellen Erwähnungen des Projekts basiert.

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In der Themenwolke zum Hashtag findet sich erwartungsgemäß der Premierenort Hamburg and prominenter Stelle, aber auch Bonn, Berlin und Leipzig findet man als Veranstaltungsorte der Vorführung wieder. Offensichtlich ging es bei der Premiere auch recht feucht-fröhlich zu – das Katerfrühstück am nächsten Tag wurde ebenfalls sehr häufig erwähnt.

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Interview mit Silke Luinstra

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Wie kam es eigentlich zur Idee für den Film?

Die Idee ist auf einer Open-Space-Veranstaltung von intrinsify!me (der Bewegung für selbstbestimmtes und sinngetriebenes Arbeiten) entstanden. Dort entstand an einem Samstagnachmittag in einer Session über Werte der Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts die Idee, einen Film zu machen.

Wir fünf, die wir später das Kernteam gebildet haben, hatten uns schon eine Weile mit Ansätzen der neuen Arbeitswelt -„New Work“- beschäftigt und uns in neuere Organisationstheorien vertieft. Immer hat uns dabei die Frage begleitet, wie diese Ansätze bekannter werden können. Ein Film schien uns dafür ein geeignetes Medium.

Wer sollte sich euren Film ansehen und was können die jeweiligen Personen erfahren?

Angesprochen sind zum einen Führungskräfte und Firmeninhaber, denn sie sind oft in der Position, Veränderungen sehr wirksam anstoßen zu können. Aber nicht nur sie, sondern jeder, der an seinem Arbeitsplatz etwas verändern möchte ist herzlich eingeladen, sich AUGENHÖHE anzusehen. Denn es sind die vielen kleinen Schritte, die zu einer größeren Bewegung führen.

Was mir persönlich am Herzen liegt: Ich möchte, dass AUGENHÖHE in Schulen und Hochschulen zu sehen ist. Junge Menschen wissen sehr wenig über die neuen Ansätze in der Arbeitswelt, sie lernen bisher so gut wie ausschließlich das klassische Modell kennen. Wenn sich in unserer Gesellschaft etwas ändern soll, müssen aber vor allem auch junge Menschen die Alternativen kennen und mit diesem Wissen neue Arbeitswelten gestalten.

Wir möchten mit AUGENHÖHE inspirieren und Mut machen, das eigene Umfeld aufmerksam wahrzunehmen und Veränderungen anzustoßen. Aus diesem Grund gehen wir auch einen neuen Weg: Film und Dialog. Dieses Format ermöglicht direkt nach dem Film den Austausch mit allen Zuschauern. Die Impulse, die der Film gibt, werden durch den anschließenden Dialog verstärkt, die Vernetzung der Teilnehmer unterstützt und damit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass dem Film Taten folgen werden.

Wie wichtig ist Social Media bei der Realisierung eines solchen Projekts?

Social Media hat eine große Rolle gespielt, in unserem Fall vor allem Twitter. Facebook auch, aber da ist bei uns deutlich weniger los. Über diese Kanäle konnten wir von Beginn des Projekts an Menschen einbeziehen, sie nach ihren Ideen, Gedanken und Wünschen fragen.

Besonders bedeutsam war vor allem Twitter dann in der Phase des Crowdfundings. Nicht nur, weil auf diesem Wege viele Menschen von AUGENHÖHE erfahren haben, sondern weil es über Twitter unkompliziert möglich war, Kontakt aufzunehmen. Es sind dadurch sogar Gespräche mit DAX30-Unternehmen entstanden – das braucht sonst manchmal lange, bis aus so einem großen Haus eine Resonanz kommt.

Was waren eure Highlights bei der Produktion bzw. nach dem Filmstart?

In der Produktion eindeutig die vielen inspirierenden Gespräche mit den Menschen, die neue Arbeitswelten gestalten – von Geschäftsführern bis zu Hausmeistern und Servicekräften. Wir haben in den Monaten der Dreharbeiten so viel lernen dürfen – das war großartig!

Nach dem Filmstart vor sechs Tagen hat uns überrascht, wie oft AUGENHÖHE schon angeklickt wurde – über 4000 Mal – und wie viele Veranstaltungen es schon gibt. Für nicht-kommerzielle Zwecke steht AUGENHÖHE kostenlos zum Download zur Verfügung – damit kann jeder, der möchte, zu einer Veranstaltung einladen. Das so viele der Idee folgen würden, hatten wir nicht für möglich gehalten. Allein im Februar gibt es 29 Veranstaltungen.


Wenn Sie jetzt neugierig geworden sind und erfahren möchten, bei welchen Unternehmen bereits auf Augenhöhe gearbeitet wird, dann schauen Sie einfach auf der Website des Projekts vorbei. Hier können Sie den Film kostenlos herunterladen, sich über geplante Vorführungstermine informieren oder selbst eine Veranstaltung anmelden.

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