Am vergangenen Wochenende habe ich mein erstes BarCamp besucht. Alle, die jetzt denken, dass es sich dabei um eine Kneipentour handelt oder dass ich zelten war und dabei einige Bars unsicher gemacht habe, sollten unbedingt weiterlesen. Und für erfahrene BarCamp Gänger ist dieser Blogpost sicherlich auch interessant, denn er skizziert ein BarCamp aus Sicht eines Anfängers.
Das BarCamp von dem ich rede, war das BarCamp Stuttgart – unter Tweetern auch als #bcs5 bekannt. Mir wurde gesagt, dass dieses BarCamp im Schwabenländle besonders gut für Einsteiger sei. Und obwohl ich die anderen Camps noch nicht kenne, kann ich diese Aussage trotzdem zu 100% bestätigen. Aber dazu gleich mehr.
Denn vorher noch die Antwort auf die Frage „Wie sind Sie auf uns aufmerksam geworden?“: Der Begriff „BarCamp“ ist mir schon öfter über den Weg gelaufen – sei es in Verbindung mit Bodensee, Nürnberg oder Stuttgart. Auch verschiedene BarCamp-Facetten wie das MonitoringCamp oder das UXCamp sind keine Fremdwörter, vor allem, wenn man in der Social Media Branche tätig ist. Aber Stein des Anstoßes, dass wir mit Brandwatch nicht nur als Gast auf dem BarCamp Stuttgart tätig waren, sondern es auch als Sponsor unterstützt haben, war unser Community Manager Stefan Evertz. Er ist langjähriger BarCamp Experte, hat schon einige BarCamps organisiert und das Format wärmstens empfohlen.
Nachdem also klar war, dass wir auf jeden Fall am BarCamp Stuttgart teilnehmen, galt es, eines der heißbegehrten Tickets zu ergattern. Das Ganze wird über das Community-System Mixxt abgewickelt. Rechtzeitig werden Datum und Uhrzeit angegeben, zu der die Tickets über Mixxt erhältlich sind. Ich hatte den guten Tipp bekommen, mir den Termin in den Kalender einzutragen, damit ich mich bei Liveschaltung sofort registrieren kann. Aber wie es immer so ist, fand kurz vor dem Termin ein Meeting statt und als ich mich mit nur wenig Verspätung an den Rechner setzte, waren nur noch Plätze auf der Nachrückliste übrig. #bcs5 Organisator Jan Theofel schrieb kurze Zeit später, dass nur vier Stunden nach Eröffnung der Ticketvergabe (die im übrigen kostenfrei sind), bereits 300 Anmeldungen (inkl. Warteliste) vorlagen – aber machte gleichzeitig den Wartenden Hoffnung, da immer mal jemand abspringt und ggf. noch Plätze aufgestockt werden.
Ein paar Tage später erfuhr ich, dass es bei mir mit dem Nachrücken geklappt hatte. Und so machte ich mich am Samstag (24.09.) erwartungsvoll auf den Weg zum Literaturhaus in Stuttgart. Das Schöne an der Mixxt Community ist, dass man sich vorher schon ein paar Gesichter anschauen und Kontakte knüpfen kann und daher nicht komplett unvorbereitet zur „BarCamp-Gemeinschaft“ hinzustößt.
Spätestens bei Ankunft im Literaturhaus war klar, dass BarCamper nicht beißen :) Auf dem Namensschild steht der Vorname im Vordergrund, es wird sich geduzt und jeder redet mit jedem. Ich war ganz begeistert von der lockeren und ungezwungenen Atmosphäre. Was die Ankunft natürlich noch weiter versüßte, war ein gigantisches Frühstück, unter anderem mit MyMüsli – hmmm… das Espresso-Müsli war wirklich der Hit!
Pünktlich um 10 Uhr trommelte Organisator Jan Theofel alle Teilnehmer zusammen und bat sie, sich zur Sessionplanung in den Hauptraum zu begeben. Diese Sessionplanung ist übrigens ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal von einem BarCamp zu einer „Standard-Konferenz“. Denn beim BarCamp, auch Unkonferenz genannt, werden die Themen von allen Besuchern jeweils morgens gemeinsam festgelegt. Es gibt vor Beginn des BarCamps kein festes Programm und referiert wird darüber, was interessiert.
Bevor die Sessionplanung jedoch begann, stellte Jan das Format, den Ablauf und die Sponsoren ein einer Einführungsrunde allen Teilnehmern vor. Anschließend stellten sich die Teilnehmer selber vor und zwar mit Leinwand-Übertragung per Mikro und iPhone sowie jeweils 3 Hashtags zur eigenen Person. Meine waren #SocialMediaMonitoring, #Marketing und #HelloKitty. Sehr schön fand ich unter anderem auch die Kombination #Essen #Kochen und #Abnehmen.
Nun kannte jeder jeden und die Sessionplanung konnte beginnen. Eingeschweißte BarCamper hatten schon vorher die Zettel mit ihren Themenvorschlägen beschriftet und sich strategisch günstig direkt vor dem Podium platziert. Nach und nach gingen die freiwilligen Präsentatoren auf die Bühne, stellten kurz ihr Thema vor und fragten das Interesse im Publikum ab. Je nachdem, wie viele Hände nach oben gingen, wurde der Zettel einem Zeitslot und einer Raumgröße zugeteilt. Nach ca. 45 Minuten sah das Ganze dann so aus (zum Sessionplan online):
Die Themen für den Samstag waren so vielfältig wie die Teilnehmer selbst. Sie reichten von Reisetipps zu Japan, über virales Marketing, Esperanto, Abnehmen, Google+, Hacking via USB-Sticks, Social Media Monitoring bis hin zu Selbstfindung und Work-Life-Balance. In den Pausen wurden Massagen angeboten und für noch mehr Ausgleich gab es Yoga.
Als BarCamp Newbie lautete meine erste Session „BarCamp für Anfänger“ – von und mit Balu. Und da mir die Tipps und Tricks von Balu so gut gefallen haben, habe ich ihn gebeten, sie für Euch als kurzes Video-Statement zusammen zu fassen:
Balu sagte in seiner Einführung, dass BarCamp immer auch ein bisschen Schmerz bedeutet – denn die Entscheidung zwischen den vielen verschiedenen spannenden Paralle-Sessions fällt wirklich nicht leicht.
Obwohl mir mein Kollege Stefan, in Twitterkreisen als @hirnrinde bekannt, die Entscheidung für Session Nr. 2 erleichterte, indem er eine Monitoring-Session – mit Ausblick auf das MonitoringCamp, das im November in Hamburg stattfindet – durchführte. Mit ca. 10 Personen diskutierten wir Ansätze und Ideen für das MonitoringCamp, nachdem Stefan eine grundsätzliche Einführung in das Thema Monitoring gegeben hatte.
Im Anschluss daran fand ich mich in einer spannenden Session & Diskussionsrunde mit dem Titel „Work-Life-Balance“ wieder. Gefolgt von vielen weiteren spannenden Sessions, die alle wie im Flug vorbeigingen. Eine Session dauert übrigens immer ca. 45 Minuten. Bei allen Sessions, die ich besucht habe, waren die Diskussionen jedoch so angeregt und spannend, dass sie meist etwas länger gingen. In den Pausen blieb dennoch genug Zeit für Networking und Kaffee und/oder alkoholfreiem Radler-Bier.
Voller Elan und Input starteten wir abends alle in den Sessionplanung für den Abend, denn beim BarCamp ist nicht um 18 Uhr Schluss. Es darf bis spät in die Nacht gearbeitet, diskutiert, gelacht und gespielt werden. Ja, Ihr habt richtig gehört – Sessions müssen nicht unbedingt fachlich oder theoretisch sein. Auch Spiele dürfen zur Session gemacht werden, so gab es beispielsweise am Samstag Abend die in BarCamp-Kreisen berühmten Werwolf- und TAC-Sessions. Ein idealer Ausklang für den ersten #bcs5-Tag!
Sonntag Vormittag haben sich die BarCamp-Teilnehmer in aller Frische wieder zum Frühstück im Literaturhaus eingefunden. Viele Gesichter waren schon vom Vortag bekannt. Aber es gab auch neue Gesichter, denn ein paar Teilnehmer konnten nur an einem der beiden #bcs5-Tage anwesend sein.
Pünktlich um 10 Uhr kam wieder der Aufruf, dass wir uns alle zur Sessionplanung einfinden sollten. Nachdem ich mich am Samstag mit verschiedenen Sessionformaten vertraut gemacht hatte und gesehen hab, dass eine Session wirklich von einem Fachvortrag, über eine Diskussionrunde bis hin zu einem Gesellschaftsspiel reichen kann, wollte ich mich selber einmal an einer eigenen Session versuchen. Jedes BarCamp lädt ja, wie im Video von Balu deutlich wurde, zum aktiven Mitmachen ein.
Beim #bcs5 war die Eintrittsschwelle für BarCamp Newbies durch die frisch eingeführten Ask-Sessions besonders komfortabel. Die Idee für die Ask-Sessions kam am Samstag auf, als eine Teilnehmerin eine Session „Was ist eigentlich Twitter? Kann mir das mal jemand erklären?“ titulierte. Und einen Tag später fand auch ich mich auf der BarCamp Bühne, präsentierte die Idee für meine Ask-Session: „Newsletter – Wer? Wie? Was?“ und positionierte den Zettel im Ask-Slot.
Nachdem ich am Sonntag wieder viele spannende Sessions, unter anderem zu Google Analytics oder effektivem Streiten (ja, auch dazu gab es eine Session) angeschaut hatte, folgte am Nachmittag die Newsletter-Session, bei der diverse Teilnehmer aus dem Nähkästchen geplaudert haben und wir uns über Erfahrungen, Vor- und Nachteile mit diversen Tools ausgetauscht haben. Für den deutschen Markt wurden unter anderem Rapidmail, Inxmail und mailingwork vorgestellt. Auf internationaler Ebene haben wir uns gemeinsam Mailchimp angeschaut. In meiner ersten eigenen Live-Session hat sich einmal wieder bestätigt: BarCamper beißen nicht :)
Alles in allem fand ich das #bcs5 eine äußerst gelungene Veranstaltung und möchte an dieser Stelle nochmals ganz herzlich dem Organisationsteam und den vielen netten BarCampern für das erfrischende Wochenende danken. Den Rückblick zum BarCamp aus Social Media Sicht gibt es übrigens hier. Ich freue mich auf jeden Fall schon jetzt auf das MonitoringCamp und nächste BarCamp Stuttgart. Wer weiß, vielleicht gibt es dann sogar eine HelloKitty-Session…