Auch wenn das Nutzerwachstum auf Twitter derzeit stagniert, nutzen immer noch Hundert von Millionen von Leuten das soziale Netzwerk. Darunter befinden sich auch viele Journalisten, so dass auch Nicht-Twitternutzer oft wissen, was auf der Plattform passiert.
Während andere soziale Netzwerke Veränderungen an ihren Algorithmen vornahmen, die zu einer geringeren organischen Reichweite führten, besitzt Twitter über eine ungefilterte Timeline der Nachrichten.
Das wirkt attraktiv für Marketer, aber, wie mit so vielen Dingen im Internet, gibt es auch ein Problem: Trolle. Durch sein öffentliches Naturell stehen Hassreden auf Twitter oft im Rampenlicht. Ein Blick auf die besten Twitter Marketingkampagnen zeigt, dass viele darum bemüht sind, etwas Positivität in die Online-Welt zu bringen.
Nice Bot – Champions Against Bullying
Cyber-Mobbing ist im modernen Zeitalter leider weit verbreitet. Champions Against Bullying (CAB) gibt an, dass alle 60 Sekunden auf Twitter etwas gemeines oder grausames gepostet wird.
Aufgrunddessen haben sie The Nice Bot kreiert, einen etwas anderen Bot. Bots sind oft sehr spammige Schöpfungen, die Nutzer nerven. CAB allerdings entwarf einen Bot, der nur positive Nachrichten verbreitet.
@HippieWifeLife Hey there, just thought I’d say I like you thiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiis much. #TheNiceBot
— The NiceBot (@TheNiceBot) 9. November 2016
Zusammen mit Twitter kreierte CAB einen Spambot, mit er eines Tages jeder einzelne Twitternutzer eine nette Nachricht erhalten wird. Es werden über 300 Millionen Nachrichten verschickt, alle 30 Sekunden eine.
Wir hoffen wir machen damit das Internet zu einem schöneren Ort – Tweet für Tweet.
Champions Against Bullying
Ich persönlich kann es nicht erwarten, aufmunternde und positive Worte von einem Roboter zu erhalten. Die Kreativität der Kampagne, zusammen mit dem Anlass und der Umsetzung, eine schlechter Twitter-Erfahrung in eine gute zu verwandeln, hat sich definitiv einen Platz in der Liste unserer besten Twitter-Kampagnen verdient.
#SpeakBeautiful – Dove
Vor zwei Jahren posteten laut einer Studie Frauen fünf Millionen negative Tweets über die Körperwahrnehmung und Schönheitsideale. Damit liegt die Wahrscheinlichkeit zwei Mal höher, dass sie etwas negatives über sich selbst auf Twitter sagen, als etwas positives.
Dove nahm an, dass diese Art von Tweets Newsfeeds und Köpfe mit Selbstzweifeln füttern und entschied sich dazu, dagegen eine Kampagne zu starten. Für den Launch wurden die Oscars gewählt, ein Ereignis mit einem großen Gesprächsvolumen rund um Schönheitsideale.
Dove startete die Kampagne mit einem 30-sekündigen Werbespot während der Roten-Teppich-Feier. Sie nutzten außerdem Visualisierungen von Social Data, die die positivsten und negativsten Schönheitsbegriffe in der Oscar-Nacht zeigten. Dove nutzte gezielte Ads, um Personen zu erreichen, die bereits über Oscars und Schönheit redeten.
Die #SpeakBeautiful-Twitter-Kampagne verbreitete sich auch noch nach den Oscars, trendete bei den MTV Video Musik Awards und wurde auch in alltäglichen Tweets verwendet.
Es gibt Indizien, dass die Kampagne ihre Ziele erreichte. Negative Tweets zur Körperwahrnehmung sanken von 5,3 Millionen in 2014 auf 3,4 Millionen in 2015 – ein Rückgang von 36,8 Prozent. Der Vergleich der Tweets während den Oscars in den letzten Jahren, zeigt, dass Frauen 30 Prozent weniger negative Tweets und 69 Prozent mehr positive Tweets über sich selbst posteten.
Diese Twitter-Kampagne kombiniert verschiedene Strategien, wie gezielte Ads, TV-Spots, das Verwenden von Social Data, um die Botschaft zu verbreiten und Nutzer zum Nachdenken darüber anzuregen worüber sie posten.
Nicht jeder schätzte die #Speakbeautiful-Kampagne, mehrere Kommentare gaben an, dass die Kampagne zu weit ging und unsensibel war.
Lovin’ The Super Bowl – McDonald’s
McDonald’s ging 2015 den Super Bowl in einer zweigleisigen Aktion an. Zusätzlich zur Werbespot- und Filial-Strategie, wollte das Unternehmen auch die Second Screen-Erfahrung für sich nutzen.
Ganz im Sinne des „Ich liebe es“-Slogans verbreitete McDonald’s positive Nachrichten an Konsumenten, Wettbewerber und andere Marken.
Das Problem für McDonald’s war, dass jede Marke zu diesem Zeitpunkt versucht, sich Gehör zu verschaffen. Es benötigt viel Kreativität und eine großartige Umsetzung, um aus dem Rauschen während des Super Bowls herauszustechen. Anstatt auf Ereignisse zu reagieren und auf einen „Blackout-Moment“ zu schaffen, reagierte McDonald’s auf etwas großes, auf das sie sich verlassen konnten: die Werbung von anderen Marken.
Lovin’ the love btwn father & son in @NissanUSA’s spot. RT to try & win a Nissan Altima you could drive someday soon https://t.co/i19FFkZJxP
— McDonald's (@McDonalds) 2. Februar 2015
McDonald’s Twitter Account postete positive Nachrichten, die auf jede Werbung reagierten und den Verbrauchern die Chance boten, das Produkt, das in der Werbung präsentiert wird zu gewinnen. Dafür mussten sie einfach die Tweets von McDonald’s retweeten.
Das Gewinnspiel sorgte für ein riesiges Engagement. Marken reagierten auf die Tweets von McDonald’s und sorgten so für noch mehr Reichweite der Kampagne. Die Restaurantkette konnte einen Anstieg des positiven Sentiments von 96 Prozent verzeichnen, mit über 630.000 Erwähnungen.
Hungerithm – Snickers
Der kürzliche #TwitterAward-Gewinner Snickers Australia untersuchte als Hauptteil ihrer Twitter-Kampagne das Sentiment. 100.000 Tweets in einer Woche und 144 Mal am Tag kontrolliert, wurde der Preis eines Snickersriegels in weltweit 7-Eleven-Stores angepasst.
Umso wütender das Internet war, umso billiger wurden die Snickersriegel. Eine kleine Aktion, um die Welt ein bisschen positiver zu gestalten. Diese Idee fügt sich in die breitere Kampagne mit dem Snickers Slogan „Du bist nicht du, wenn du hungrig bist.“
Tweet Drive – BMW i8
Das ist ein tolles Beispiel, wie eine Twitter-Kampagne während eines Events durchgeführt werden kann. BMW wollte Influencer und Journalisten auf der CES erreichen, einer Messe über Unterhaltungselektronik und Verbrauchertechnologien.
BMW untersuchte die Gespräche auf Twitter und konnte so Influencer auf der CES identifizieren und trat mit ihnen über die Plattform in Kontakt, indem das Unternehmen ihnen einen Testfahrt mit dem BWi8 anbot – ein Auto, das bereits ausverkauft ist und schwierig aufzutreiben.
Durch das Teilnehmen an den Gesprächen zu einem relevanten Event konnte BMW auf Social Media heraustreten. Die Möglichkeit für Influencer war überraschend und attraktiv und stellte sicher, dass ihre Nachricht in die Welt von Design, Tech und Innovation hinausgetragen wurde.
Just drove the future around #Vegas – a #BMWi8. Stunning, just stunning. #BMWCES2015 #CES2015 pic.twitter.com/grA50MQFni
— Dean Johnson (@activrightbrain) 6. Januar 2015
Diese Twitter-Kampagnen sprechen alle das Troll-Problem an und versuchen etwas Positivität zu verbreiten und im gleichen Zuge Markenwahrnehmung und das Sentiment zu erhöhen.
Viele dieser Kampagnen nehmen eine fundierte Wahrheit und stellen es auf den Kopf. Nervig Bots, Marken, die sich am Tag vom Super Bowl übertrumpfen oder Tweets über eine negative Körperwahrnehmung: alle wurden umfunktioniert. Es sind alles tolle Beispiele für Marketingkampagnen, aber regen auch zum Nachdenken dazu an, was wir online veröffentlichen.
Twitter wirkt auf Werbetreibende unter anderem wegen der riesigen Reichweite so attraktiv, die entsteht, wenn Twitter-Nutzer aktiv an der Kampagne teilnehmen. Der positive und einzigartige Charakter der oben genannten Kampagnen befeuerte zudem das Engagement des Publikums.