Reisen entspannt, wir erleben und entdecken viel Neues, testen dabei vielleicht unsere Grenzen aus – kurzum, für viele ist die Urlaubszeit die schönste Zeit im ganzen Jahr. Allerdings sind die wenigsten Urlaubsreisen umweltfreundlich und da regt sich bei manchen, wieder Zuhause angekommen, das schlechte Gewissen.


Laut der WWF-Studie „Der touristische Klima-Fußabdruck“ sind zwei Wochen Mallorcaurlaub genauso umweltschädlich wie ein Jahr Autofahren. Nun ist die Studie schon etwas älter und die Zahlen nicht mehr aktuell, jedoch dürfte sich daran wenig geändert haben: zu Verreisen schadet der Umwelt und das in größerem Ausmaß, als den meisten von uns bewusst ist.

Dabei belastet nicht nur die Anreise die Umwelt, sondern auch der Aufenthalt. In wasserarmen Ländern täglich zu Duschen und im hoteleigenen Pool zu entspannen, hat mit Umweltfreundlichkeit wenig zu tun. An die abgeholzten Wälder und Einheimischen, die dem neuen Hotelkomplex weichen mussten, denken die wenigsten.

Nun mag die Urlaubszeit nicht unbedingt der beste Zeitpunkt sein, an dem man sich mit solch ernsten Themen auseinandersetzt. Doch laut einer Umfrage von WWF wollen 20 Prozent in Zukunft in ihrer Planung den umweltbewussten Aspekt miteinbeziehen und nachhaltiger Reisen.

Green Travel HistoryEin erstes Umdenken findet in manchen Bereichen bereits statt. Die Gespräche rund um sanften Tourismus & Co. im Zeitverlauf betrachtet, zeigt einen Peak am 16. Januar. Dieser stammt von der Meldung von dem Wettbewerb „Tourismus mit Zukunft – Preis für Nachhaltigkeit im Reiseland Niedersachsen“. Diese Initiative wurde vom niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr und der TMN GmbH ins Leben gerufen und soll Ideen in diesem Bereich unterstützen und so den nachhaltigen Tourismus in Niedersachsen fördern.

Doch nicht nur in kleinen Kreisen beschäftigt man sich mit dem Nachhaltigkeitsgedanken. Anfang März findet die ITB in Berlin statt. Auf dem weltweit größten Kongress rund um Tourismus werden vor allem die Themen nachhaltiges Reisen und Share Economy im Vordergrund stehen und in vielen Sessions heiß diskutiert werden.

Green Travel Topic CloudNachfolgend einige Beispiele, die bereits heute im Tourismus Anwendung finden:


Share Economy

 

Share Economy bedeutet Teilen. Sei es Carsharing, Couchsurfing oder Leihplattformen, in vielen Bereichen wird dieser Trend bereits praktiziert. Wieso also nicht den Urlaub damit verbinden und etwas Nützliches tun? Im Rahmen von Freiwilligenarbeit kann neues Wissen gelernt oder eigenes Wissen weitergegeben werden. Sei es eine Weinernte oder ein Surfworkshop – so entsteht eine ganz neue Bindung zwischen Touristen und Einheimischen und der Reiseaufenthalt bietet für beide Parteien einen zusätzlichen Mehrwert. Das Startup travel2change bietet zum Beispiel eine App an, mit der Touristen und Ortsansässige in Kontakt treten können.


Agrotourismus

 

Umso stärker diese Verknüpfung ist, umso nachhaltiger kann der Reiseaufenthalt gestaltet werden. Im sogenannten Agrotourismus können Reisende Urlaub auf Bauernhöfen machen. Nah an der Natur und mit der Möglichkeit, an den täglichen Tätigkeiten vor Ort teilzunehmen, bietet diese Art eine lehrreiche Reiseerfahrung. Da diese Urlaubsform auch hier in Deutschland abgehalten und so lange Reiswege vermieden werden können, ist diese Form besonders umweltfreundlich.


Albergo Diffuso

 

Auch beim Thema Übernachtung gibt es Lösungsansätze. Anstatt für Touristen ein neues Hotel zu bauen, werden gegebene Örtlichkeiten genutzt. Das Konzept wird zum Beispiel in manchen Teilen Italiens bereits umgesetzt. Diese Hotels werden Albergo Diffuso genannt, was übersetzt so viel wie „verstreutes Hotel“ bedeutet. In solchen Ortschaften ist das Hotel nicht in einem Gebäude angelegt, sondern verteilt sich auf vorhandene Häuser. So befindet sich die Rezeption in einem, während sich das bezogene Zimmer in einem anderen Gebäude befindet. So lassen sich Einwohner der Ortschaft auch besser kennenlernen, denn sie sind meist die unimttelbaren Nachbarn.


Natürlich wird das Verreisen, vor allem in ferne Länder, immer einen klimatischen Fußabdruck hinterlassen, doch in vielen Bereichen bietet sich die Chance auf eine Verbesserung in Hinsicht auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit. Diese Chance erkennt auch zunehmend die Reisebranche und der Tenor geht auf der diesjährigen ITB in Berlin eindeutig in Richtung Nachhaltigkeit. National Geographic hat zum Beispiel in der Liste „Unique Lodges of the World“ Hotels zusammengetragen, die zeigen, dass sich Luxus und Nachhaltigkeit durchaus in Einklang bringen lassen.

Wir sind gespannt, welche Ideen die Reisebranche in Zukunft verändern werden, denn seien wir ehrlich: Mit einem guten Gewissen in den Alltag zurückkehren ist doch ein schönes Gefühl. :)


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