Wie wunderbar sind doch die grenzenlosen Weiten sozialer Netzwerke für uns Neugierige. Wir können herausfinden, welche Musik in Ulaanbaatar gerade hip ist, können erfahren, welche Backwaren man in den USA so isst und welche Hörgeräte schwedische Rentier-Jäger bevorzugt benutzen. Wir wissen also alles.

Oder besser: Wir könnten alles wissen, wäre da nicht die Sache mit den Sprachen und ihrer Weigerung, sich uns ohne große Umstände fügsam zu machen. Schmerzhaft erfährt das in manchen Fällen etwa, wer sich per Social Media Monitoring auf die Suche nach den magischen Begriffen macht, die einem Tür und Tor zu marketingrelevanten Erkenntnissen aus aller Welt öffnen sollen.

Szenenwechsel: Meine britische Kollegin erzählt beim Mittagessen von jenen „lächerlichen“ Getränken, die ein bekannter Softdrinkhersteller kürzlich auf den Markt gebracht habe. Sie sagt es auf Englisch – „ridiculous“ – und ich muss darüber nachdenken, wann der Begriff „lächerlich“ im Englischen eine solche Aufwertung erfahren hat. Die Kollegin will nämlich sagen, dass sie das neue Getränk ziemlich großartig findet.

Wir schauen in unserer Brandwatch-App nach. Wir geben ein: ridiculous NEAR/15 Burger*. Was für Getränke gilt, ist sicher auch auf den guten alten Hamburger, wie wir ihn nennen, anwendbar.

Unter den Ergebnissen befinden sich erstmal eine Menge Beiträge, die „lächerlich“ mit der gewohnt negativen Konnotation verwenden. Lächerlich findet man etwa die langen Schlangen vor einem weltbekannten Burgerladen. Eine Twitter-Autorin gesteht, einen lächerlichen Tanz in einem Burger-Restaurant gelernt zu haben – und wir sehen vor unserem geistigen Auge etwas, dessen wir nicht Zeuge gewesen sein wollen…

Dennoch: Weit über 10% aller Erwähnungen bringen das Wort „ridiculous“ so freuderfüllt in die Nähe von Burgern, dass man Hunger bekommt. Ein Burger nennt sich gleich „That’s Ridicuous“ um einen Hinweis auf seine Größe (und Kalorienzahl) zu geben.

Nun der Test mit der deutschen Query: Ganz gleich, ob ich dafür den Burger hernehme oder durch Schnitzel, Kartoffel oder Käse ersetze – der Deutsche an sich redet von seinem Essen nicht als etwas, das ihm lächerlich erscheinen könnte. Lächerlich ist lächerlich, also albern, unerhört, unfassbar und irgendwie dumm. Unsere Schnitzel sind groß, zart, lecker, geil oder super; bestenfalls freuen wir uns wie eins.

Was das nun für uns Neugierige heißt, die schon gerne wissen wollen, wo man in London die besten Burger bekommt, kann man sich denken: Wir schreiben eine Regel in unserem Social Media Monitoring Tool, die nur die toll-lächerlichen Treffer für Burger ausspielt. Das sieht dann in der Brandwatch-Query etwa so aus:

Burger NEAR/15 („That’s Ridiculous“ OR (ridiculous NEAR/10 (good OR bacon OR special* OR calories OR delicious OR fuckin* OR biggest OR value OR cravings OR …. OR raw:Heaven!)))

Guten Appetit!