Sekündlich füllen Internetnutzer Webseiten und Social Media-Dienste wie Facebook, Twitter und YouTube mit neuen multimedialen Inhalten. Daraus ergibt sich eine grenzenlose Vielfalt an Informationsquellen und somit die Schwierigkeit, einen Überblick über ältere und tagesaktuelle Informationen zu behalten und interessante Inhalte zu konsumieren.
Was ist Kuratieren?
Aus dem gerade genannten Grund wird es umso wichtiger für Journalisten, nicht nur eigenen Content zu produzieren, sondern auch die Spreu vom Weizen zu trennen und aus der Fülle an fremden Inhalten Informationen für die Leser auszuwählen, aufzubereiten und zu kontextualisieren.
Diese Tätigkeit wird auch Kuratieren von Medieninhalten bezeichnet. Spiegel Online, BILD und die Sendung Zündfunk des Bayerischen Rundfunks haben dieses neue Informationsbedürfnis bereits erkannt. Sie nutzen mittlerweile das Kuratier-Tool Storify, um zu bestimmten Themen multimediale Stories zu erstellen, die sie auf ihren eigenen Webseiten einbinden können.
Tipps und Tricks für die Recherche
Aber wie recherchiert man geeignete Quellen für eine Story? Kuratierwürdige Inhalte zu finden ist gar nicht so einfach. Eine Auswahl an relevanten Artikeln von Webseiten und Blogs zu aktuellen Themen kann man zum Beispiel über Google News und Videos über Google Videos finden. Doch auf diesem Weg suchen auch private Nutzer nach Informationen und eine Zusammenstellung dieser Website-Links allein bietet keinen großen Mehrwert.
Eine größere Herausforderung ist es, relevante Inhalte aus den sozialen Netzwerken herauszufiltern. Da viele Facebook-Posts aufgrund der Privatsphäre-Einstellungen der Nutzer nur für den jeweiligen Freundeskreis zugänglich sind, ist es nicht möglich, von außen auf diese zuzugreifen.
Kuratierwürdig sind aber ohnehin eher die Aussagen von Prominenten und anderen einflussreichen Personen. Wenn diese über soziale Netzwerke kommunizieren, dann tun sie dies eher öffentlich über Twitter. Auf Twitter ist der Großteil der Meldungen auch frei einsehbar ist und somit ist es für Journalisten besser, dort zu recherchieren. Wenn Twitter-User lesenswerte Beiträge von Webseiten oder Blogs, Bilder oder Videos finden, dann twittern sie diese genauso wie Facebook-User, die interessante Links teilen.
Tweets zu einem Thema haben oft mehrere Hashtags, über die sie suchbar sind. Doch meistens gibt es dazu so viele Tweets, dass es unmöglich ist, alle innerhalb einer angemessenen Zeit durchzugehen. Für die Allgemeinheit am interessantesten sind die Aussagen derjenigen Twitterer, die viele Follower haben und viele Retweets erhalten. Diese findet man am besten mithilfe eines Social Media Monitoring und Analytics Tools wie Brandwatch.
Recherche mit Social Media Monitoring
Am Beispiel des Welttags des Buches, der am 23. April stattfand, wird nun erklärt, wie man mit Brandwatch im Social Buzz die besten Beiträge für ein Dossier findet. Zuerst setzt man eine Query auf, in der „Book Day“, „Welttag des Buches“ und dazugehörige Hashtags in verschiedenen Schreibweisen sowie relevante Twitter-Accounts vorkommen. Dafür kann man die vereinfachte Hashtag-Suche verwenden, die es seit kurzem bei Brandwatch gibt. Man stellt die Sprache je nach Bedarf z. B. auf Deutsch und Englisch ein, und wenn man möchte, kann man die Treffer auf Twitter-Beiträge eingrenzen.
Query zum Welttag des Buches
Im Dashboard ist der Zeitraum der Suche mit Hilfe des Filters so eingeschränkt, dass man nur Erwähnungen erhält, die zwischen dem 22. und 24. April getwittert wurden. Die interessantesten Ergebnisse für unsere Suche werden im Dashboard unter der Komponente „Twitter“ aufgedröselt. Da man vor allem die populärsten Tweets sucht, kann man beispielsweise einstellen, dass nur Tweets von Autoren angezeigt werden, die mehr als 10.000 Follower haben – oder man wählt genau die Tweets, die am häufigsten geretweetet wurden.
Ansicht der Komponente „Twitter Insights“ im Dashboard
In der Übersicht „Twitter Insights“ von Brandwatch werden die Top Stories, Top Hashtags, Most Mentioned Tweeters und Top Emoticons zusammengefasst. Sortiert man nach der Anzahl der Impressions erhält man die Treffer, die potenziell am häufigsten angesehen wurden.
Unter der Komponente „Authors“ ist eine Liste mit Autoren zu sehen, die über den Welttag des Buches geschrieben haben. Sortiert man die Autoren nach ihrem Impact Score, also dem potenziellen Einfluss eines Autors (eine eigens von Brandwatch errechnete Metrik), sieht man schnell, welcher der Autoren bekannt ist und möglicherweise relevante Tweets verfasst hat:
Ranking der Autoren mit dem höchsten Impact
Die Autoren lassen sich in Brandwatch zu Autoren-Listen hinzufügen und wichtige Erwähnungen können mit einem Sternchen versehen werden, um alle relevanten Treffer an einem Ort zu sammeln und zum Kuratieren schnell Zugriff darauf zu haben.
Und nach der Recherche?
Nachdem man sich bei Storify mit seinem Account eingeloggt hat, kann man die Tweets und die anderen Inhalte in eine neue Story einfügen. Dazu kopiert man die URL, klickt bei Storify auf das Link-Zeichen (im untenstehenden Foto rot umrahmt) und fügt die URL in das Feld unter „Embed URL“ ein.
Editier-Modus bei Storify
Selbstgeschriebene Texte wie eine Einleitung und Erklärungen zu den kuratierten Inhalten können vor allem bei komplexen Themen einen Kontext herstellen und bieten damit einen großen Mehrwert.
Das Ergebnis für den „Welttag des Buches“ kann dann so aussehen:
[<a href="//storify.com/worldbookday/welttag-des-buches" target="_blank">View the story „Welttag des Buches“ on Storify</a>]
Titelbild: © bloomua – Fotolia.com