Sei es auf dem Weg zur Arbeit oder als Tourist: viele greifen im Nahverkehr zu ihrem Handy und nicht wenige schreiben über ihre Erfahrungen oder darüber, wo sie sich gerade aufhalten. Wir werfen einen Blick auf die Online-Gespräche rund um U-Bahn, Straßenbahn und Co..
Laut Statistischem Bundesamt fuhren 2014 fast 11 Millionen Menschen im Lininennahverkehr. Für viele ist das Fahren im Öffentlichen Nahverkehr fester Bestandteil des Alltags und viele greifen zu einem Ritual, um sich die Zeit zu vertreiben: das Handy wird hervorgeholt. Für diese Analyse untersuchten wir die Twitter- und Facebookgespräche der letzten fünf Monate.
Star Wars im Nahverkehr
Neben allgemeinen Äußerungen zum Nahverkehr (Bahn, Bus, Tram, usw.) werden auf Facebook und Twitter auch die Verkehrsbetriebe häufig genannt, unter anderem die BVG, der VVS und HVV. Viele nutzen Social Media, um mithilfe der offiziellen Kanäle der Verkehrsbetriebe über Ausfälle oder Verspätungen auf dem Laufenden zu bleiben.
Mit etwa zwei Drittel der Gespräche interessieren sich mehr Männer für das Thema als Frauen. Eine Betrachtung des Gesprächsvolumens im Zeitverlauf zeigt, an welchen Tagen besonders viel über das Thema Nahverkehr gesprochen wurde. Der höchste Peak fand am 17. Dezember statt und wurde durch zwei Meldungen verursacht. Zum einen durch eine Nachrichtenmeldung, dass bis zu zwei Drittel der Insassen eines Berliner Gefängnisses wegen Schwarzfahrens einsitzen und zum anderen war die Hamburger Hochbahn Schuld.
Nicht schlecht, liebe @hochbahn in #Hamburg. Gar nicht schlecht… #StarWars #Bahn pic.twitter.com/zxSS5HrCUV
— Bahn-Ansagen (@BahnAnsagen) 17. Dezember 2015
Passend zum Kinostart des neuen Star Wars Films am 17. Dezember ließ sich die Hamburger Hochbahn auch vom Star Wars-Fieber anstecken und gestaltete ihre Textansagen etwas um. Dieser Marketingstreich kam in der Twitter-Community gut an und wurde an jenem Tag eifrig getwittert und geretweeted.
Über was reden die Online-User am häufigsten? Mithilfe von Regeln wurden die Online-Gespräche in vier verschiedene Unterthemen kategorisiert: Andere Fahrgäste, Fahrkartenkontrolle, Status und Verspätung/Ausfälle. Mehr als zwei Drittel aller Gespräche drehten sich um Verspätungen oder Ausfälle im Nahverkehr. So werden Meldungen der Nahverkehrsbetriebe zum Beispiel geteilt, um die eigene Community darauf aufmerksam zu machen oder sie verfassen eine eigene Meldung, wenn der betroffene Nahverkehr zum Beispiel keine Social Media-Präsenz hat.
In Berlin scheint die Sonne. Ich fahre also 30 Minuten U-Bahn, um einen schönen Ort zum Spazierengehen zu finden.
— laura palmer (@zeitraumans) 28. März 2016
11 Prozent der Gespräche drehen sich um andere Fahrgäste und ebenfalls 11 Prozent äußern sich allgemein darüber, dass sie gerade in der U-Bahn sitzen oder auf die Straßenbahn warten.
Berlin ist Share of Buzz-Sieger
Eine Aufteilung der Gespräche nach Städten zeigt, dass über den Nahverkehr in Berlin mit großem Abstand am häufigsten gesprochen wurde. Mehr als die Hälfte des Städte-Buzz kann Berlin für sich einnehmen. Auf Platz zwei liegt der Nahverkehr in Hamburg, gefolgt von München mit 15 Prozent.
Über was wird in den einzelnen Städten gesprochen? Das Herunterbrechen der Erwähnungen auf die verschiedenen Themen zeigt, dass es Unterschiede in den Gesprächsschwerpunkten gibt. Zwar wird in allen Städten am häufigsten über Verspätungen und Ausfälle gesprochen, allerdings äußern sich die Kölner zum Beispiel im Vergleich am häufigsten allgemein darüber, dass sie gerade im Nahverkehr unterwegs sind und in Berlin spielen die Fahrkartenkontrollen eine größere Rolle.
#ismiregal
Ein Grund, warum Berlin so häufig genannt wurde, liegt nicht nur am demografischen Vorteil, dass in der Hauptstadt im Vergleich die meisten Menschen mit dem Nahverkehr fahren, sondern zum Buzz hat auch eine Kampagne der BVG beigetragen.
Im Frühjahr letztens Jahres launchte die BVG die Image-Kampagne #WeilWirDichLieben und mit der das Unternehmen die Online-Community dazu aufrief, ihre schönsten Geschichten aus dem Nahverkehr zu teilen. Das Hashtag nutzten viele allerdings dazu, um mit Sarkasmus ihren Unmut über den Nahverkehr auszudrücken. Darauf reagierte die BVG im Dezember mit dem Musikvideo „Is mir egal“. Seit der Veröffentlichung wurde das Video auf YouTube mehr als 4,8 Millionen Mal aufgerufen.
Die oben stehende Wortwolke zeigt die am häufigsten verwendeten Begriffe in den letzten Monaten auf Twitter rund um die BVG. Neben den Kampagnen #WeilWirDichLieben und #ismiregal, sorgte eine hosenlose Fahrt in der U8 (#NoPantsSubwayRide) für Aufsehen und die Meldung, dass in einem U-Bahn-Schacht eine „geheime Wohnung“ entdeckt wurde.
„Geheime Wohnung in BVG-U-Bahn Schacht entdeckt“https://t.co/yj35SPFZKH pic.twitter.com/VlwZDAtu6O
— Mephisto (@ill_defined) 10. Februar 2016
Für den ein oder anderen verzweifelt Wohnungssuchenden in Berlin vielleicht eine verlockende Alternative.
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