Woran denken Sie, wenn Sie Cyborg hören? Nicht die angenehmste Vorstellung, oder?

Ich könnte Ihnen einen niedlichen Cyborg-Andrex-Welpen zum Spielen geben, aber Sie würden dennoch nie ganz die Drohung einer versteckten Laserpistole verdrängen können … Cyborg-Welpen sind wohl nahe Zukunftsmusik: Eingebaute Chips sind nun legal und RFID-Katzenklappen-Projekte gibt es bereits seit Jahren. Wie Morrissey sagt: „Unsere Haustiere waren schon Cyborgs, bevor wir auch nur daran dachten.“

Frank Swain ist Redakteur beim New Scientist und Moderator von Meet The Cyborgs, einer Doku-Reihe über Body Enhancer, die kürzlich im BBC Radio 4 gesendet wurde. Seine eigene Cyborg-Reise begann vor etwa 5 Jahren, als bei ihm eine frühe Taubheit festgestellt wurde und er Hörgeräte bekam.

„Ich war gespannt, wie sie meine Realität verändern würden“, berichtet Frank. „Sie unterdrücken viele Geräusche, die sie als störend einordnen, wie etwa Wind oder Verkehr, und verstärken solche, die als nützlich eingestuft werden, wie Stimmen. Da ich also ohnehin den Rest meines Lebens eine interpretierte Version unserer Welt zugespielt bekomme, wollte ich beim Auswahlprozess wenigstens ein Wörtchen mitsprechen.“

Zusammen mit dem Klangkünstler Daniel Jones entwickelte Frank Phantom Terrains ein System, das sein gehacktes iPhone nutzt, um WLAN-Felder zu identifizieren und diese in Klänge zu verwandeln.

Ganz genau, Frank hört WLAN-Netzwerke! Die Netzwerke werden nicht einfach als irgendwelche Geräusche wiedergegeben, sondern als entzückende kleine Alien-Melodien.

Neil Harbisson ist ein Cyborg, den ich schon früher getroffen habe … man vergisst ihn auch nicht so schnell.

Der farbenblinde Künstler hat Farben dauerhaft in Klänge verwandelt, und zwar über ein Implantat, das aus seinem Schädel herausragt. Seine Antenne übersetzt hörbare Vibrationen in Informationen, die direkt in sein Gehirn geschickt werden, darunter auch Anrufe und Musik.

Bilder und Videos werden zu Klängen und erweitern Neils Wahrnehmungswelt beständig.

In 2010 hat Neil gemeinsam mit Moon Ribas (s. rechtes Bild) The Cyborg Foundation gegründet. Sie ist eine Tänzerin mit einem vibrierenden Sensor in ihrem Ellbogen, mit dem sie Erdbeben in Echtzeit spüren kann – überall auf der Welt.

Moon gibt zu, dass der Buzzer sie früher oft nachts geweckt hat. Doch knapp vier Jahre später fühlen sich die Erdbewegungen wie ein Teil von ihr an, so normal wie ein Muskelzucken oder Magenkrämpfe.

Mit nur 31 Jahren ist Moon bereits „ein alter Hase“ in der Cyborg-Welt. Sie trug monatelang eine Kaleidoskop-Farbbrille und ist die Erfinderin von vibrierenden Speedometer-Ohrringen, die das Schritttempo in verschiedenen Städten messen. London und Stockholm kommen auf stattliche 6,1 Kilometer pro Stunde, während Fußgänger aus Rom und Oslo bei 4 km/h liegen.


Cyborg-Themen in der Kunst

Diese Art von erweiterter Wahrnehmung ist ein präsentes Thema in Kunstprojekten.

Scott Cohen ist der Erfinder von The North Sense. In Franks Sendung beschreibt er sich selbst als Mann mit Halbglatze im mittleren Alter. Das Besondere an ihm ist, dass er ein Gerät mit Titan-Antennen an seiner Brust verankert hat, das brummt, wenn es nach Norden ausgerichtet ist! Ein menschlicher Kompass. Wahnsinn.

Sein Ziel ist, das Gehirn so weit zu trainieren, dass es stets seine Position auf dem Planeten bestimmen kann … und bis dahin sieht er einfach nur faszinierend aus.

Ich bin positiv überrascht von diesen Cyborgs.

Das Bedürfnis, die Kräfte unserer Erde selbst zu spüren, erinnert eher an Greenpeace als an Black Mirror, und diese Cyborgs scheinen nicht die Absicht zu haben, die Welt zu zerstören. Wenn sie uns also nicht vernichten oder unterwerfen wollen, was wollen sie dann? Frank identifiziert zwei Motivationen:

„Auf der einen Seite möchten Sie einfach ihre Körper, Sinne und Wahrnehmung erweitern und so ihre Erfahrungen bereichern. Auf der anderen Seite gibt es eine Verbindung zu Transsexualismus – den Wunsch, den angeborenen Körper zu verändern, damit er der Persönlichkeit stärker entspricht.“


Pioniergeist

Ich frage mich, ob die Veränderung unserer Körper eine bessere Alternative zur Veränderung unserer Umwelt ist?

Frank erzählt mir von Matthew Liao, einem Philosophen, der die Ansicht vertritt, dass genetisch verbesserte Menschen helfen könnten, unsere Erde zu retten. Winzige Menschen verbrauchen weniger Ressourcen. Eine Rasse der Borrowers wird es wohl so schnell nicht geben, doch Frank merkt an, dass bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir auf den Mars ziehen, GM-Menschen vielleicht günstiger und effizienter sind.

In der Zwischenzeit bin ich mit der aktuellen Entwicklung ganz zufrieden.

Sie ist persönlicher als ich gedacht hätte und mir gefallen die Neugierde und das Fehlen von Laserkanonen. Gibt es besondere Risiken zu beachten, bevor ich mich selbst zum Cyborg mache?

„Implantate können sich entzünden“, warnt Frank.

„Batterien können explodieren. Im Zeitalter der resistenten Bakterien ist es keine gute Idee, seine Haut zu verletzen. Dennoch sind ernsthafte Komplikationen selten. Body Hacking erfordert Pioniergeist – wir wissen wohl alle, dass man dabei schon einige Narben davonträgt.“