Als Teil unserer Fake News Week Serie sprachen wir mit Dr. Delia Dumitrescu und Andrew Ross über ihre Forschung zu Social Media, die Presse und wie Falschinformationen ihren Weg in beide Quellen finden.
Dr. Delia Dumitrescu ist Dozentin für Medien, Kultur und Politik an der Universität von Ostengland und verbrachte den Großteil ihrer akademischen Karriere damit zu untersuchen, wie Menschen auf verschiedene Arten der Kommunikation reagieren.
„Ich arbeite an verschiedenen Projekten, aber überwiegend haben sie mit Psychologie und Kommunikation zu tun und den Einfluss, den die Kommunikation auf Verhaltensweisen und Einstellungen hat, sowie die Mechanismen verantwortlich für diese Verhaltensweisen und Einstellungen“, sagt sie. Sie ist besonders interessiert an visueller Kommunikation.
Andrew Ross begann seine akademische Karriere in angewandter Psychologie, bevor er sich später Politik und politischer Kommunikation zuwandte und Dr. Dumitrescu kennenlernte. Seitdem haben sie zusammen an interessanten Projekten gearbeitet.
Ross ist jetzt Forscher an der Loughborough Universität und ist Teil der Online Civic Culture Center (O3C), ein multidisziplinäres Team, das sich damit befasst, welchen Einfluss Social Media auf die politische Kultur hat.
Zusammen haben Dumitrescu und Ross faszinierende Forschungen betrieben. Wir können hier nicht auf alle eingehen, aber wir werden einige ihrer Erkenntnisse rund um die öffentliche Meinung auf Social Media näher betrachten und ihre Gedanken zu Fake News in 2020.
Die Entwicklung von Vox Pops
Vox Pops sind eine Möglichkeit für Journalisten die Stimmen der Allgemeinheit in ihre Artikel einfließen zu lassen. Traditionell sprechen sie dabei Passanten auf der Straße an, um einen Eindruck der Gefühlslage zu gewinnen, und zitieren diese dann in einem Artikel.
Aber in den heutigen Redaktionen, die unter Hochdruck arbeiten, haben Journalisten nicht immer die Zeit, rauszugehen und die Meinungen der „Menschen auf der Straße“ zu sammeln. Stattdessen werfen sie für Meinungen einen Blick auf Social Media.
„Sie müssen, um öffentliche Meinungen zu erhalten, dazu nicht einmal mehr Ihren Platz verlassen“, erklärt Ross. „Und das ist natürlich eine sehr attraktive Sache, wenn Sie Journalist sind und mehr und mehr Inhalte schreiben müssen, aber dafür immer weniger Zeit haben.“
Wahrnehmungen der öffentlichen Meinung
Inspiriert von einer vorangegangenen Forschung untersuchten Dr. Dumitrescu und Ross, wie das Darstellen der öffentlichen Meinung von Social Media in Nachrichtenbeiträgen die Wahrnehmung der Menschen zur öffentlichen Meinung beeinflusst.
Zum Beispiel: Wie beeinflusst eine größere Anzahl an Posts, die zugunsten des Themas ausfallen, die Wahrnehmung der Menschen, was die öffentliche Meinung dazu angeht?
„Unsere Forschung deutet an, dass das Verhältnis der Meinungen, wenn Sie mehr Meinungen im Artikel haben, die dem Thema zustimmen als dagegen, die Art und Weise, wie Leser die öffentliche Meinung zu einem bestimmten Thema wahrnehmen, erheblich beeinflussen kann“, sagt Ross.
„Alleine die Sammlung von Tweets kann die Wahrnehmungen der öffentlichen Meinung beeinflussen“, sagt Dr. Dumitrescu. „Sie könnten eine Andeutung machen, dass die öffentliche Meinung in die eine oder andere Richtung geht. Oder Sie könnten sagen, dass die öffentliche Meinung gespalten ist, wenn Sie zum Beispiel auf jeder Seite eine gleich hohe Anzahl an Tweets haben, aber das heißt nicht, dass das der Fall ist. Es deutet etwas über die öffentliche Meinung an, die nicht der Realität entspricht.“
Sie können die komplette Abhandlung hier lesen.
Die Auswirkungen
Wie Journalisten Vox Pops in Online-Artikeln darstellen kann beeinflussen, wie Leser die breitere öffentliche Meinungen über ein bestimmtes Thema wahrnehmen.
Die Auswirkungen sind laut Wissenschaftlern erschreckend.
„Das kann am Ende demokratisch relevante Dinge beeinflussen“, sagt Ross. „Wir wissen, dass die Wahrnehmungen der öffentlichen Meinung die Art und Weise, wie Menschen darüber denken, welche Partei oder welchen Politiker sie wählen, beeinflussen können.“
Die Überrepräsentation von positiven Social Media Posts über einen bestimmten Politiker kann beispielsweise den Eindruck geben, dass die Allgemeinheit generell diesem Politiker positiv eingestellt ist.
Ein Problem bei Fake News ist außerdem, dass die zitierten Social Media Posts in Online-Artikeln nicht unbedingt von echten Menschen verfasst wurden.
Staatlich geförderte „Troll“ Accounts wurden zum Beispiel von Nachrichtenquellen zitiert, die für gewöhnlich als glaubwürdig angesehen werden.
„Einige dieser Accounts sind sehr gut darin, Posts zu verfassen, die die Aufmerksamkeit erregen und perfekt zu einem bestimmten Bericht passen. Das hat dazu geführt, dass viele verschiedene Nachrichtenagenturen diese Posts als echte Vox Pops in ihre Artikel aufgenommen haben“, sagt Ross.