Wir Brandwatcher haben Büros in Deutschland, England und den Vereinigten Staaten. Das Unternehmen wächst stetig und wir dürfen regelmäßig neue Mitarbeiter aus aller Herren Länder begrüßen. Allein in Berlin haben wir Franzosen, Italiener, Brasilianer, Briten, Rumänen, Spanier und eine handvoll Deutscher unter einem Dach versammelt.
Bei solch einer sprachlichen Vielfalt wird intern Englisch gesprochen, wobei die meisten Wahlberliner natürlich so manchen Fetzen Deutsch aufgeschnappt haben oder sogar einen Sprachkurs belegen. In diesem Umfeld fällt auch auf, wie unterschiedlich englischsprachige Menschen Deutsch wahrnehmen und wie der Deutsche (zu Unrecht) denkt, er hätte englische Begriffe perfekt in seinen Sprachgebrauch integriert.
Wir haben unsere Charlotte Grün zu Ihren Erfahrungen mit Deutsch und Englisch interviewt. Sie ist in Berlin aufgewachsen, mit neun Jahren nach London gezogen, ist nach 13 Jahren nun wieder zurück in Berlin.
Kotsturm zum mitnehmen
Wenn ein Deutscher seinen Kaffee gerne mitnehmen möchte, bestellt er ihn „to go“ und fühlt sich dabei fast wie ein richtiger Yankee. Im Ausland würde er dafür wohl eher verständnislose Blicke ernten. „Niemand in England würde das so sagen“, bestätigt Charlotte. Es handelt sich hierbei nämlich um einen Pseudoanglizismus – genauso wie Handy, Smoking, Evergreen und noch viele mehr. Diese Wörter scheinen durch Form und Lautung aus dem Englischen zu kommen, sind in diesem Sprachraum aber unüblich oder haben eine andere Bedeutung.
Charlotte war auch sehr überrascht, wie inflationär der Begriff Shitstorm in den Medien genutzt wird. „In England ist das ein ziemlich krasses Wort“, meint sie. Dennoch wurde der Shitstorm, der weitgreifende öffentliche Entrüstung beschreibt, 2011 zum Anglizismus des Jahres und 2012 zum Wort des Jahres in der Schweiz gewählt. Der deutschen Sprache fehlte einfach ein Begriff für dieses Phänomen, dass erst im Zusammenhang mit sozialen Medien aufkam. Auch die britischen Kollegen waren verwundert, als wir den Begriff ganz selbstverständlich genutzt haben.
Schadenfreude
Der Deutsche verwendet also eine ganze Reihe von Begriffen, die er für englisch hält, die es aber gar nicht sind. Dafür benutzt der Engländer so manches Leihwort aus der deutschen Sprache und hält es für seine eigenen. So gehen auch Kinder in Großbritannien und Amerika in den „Kindergarten“ und lachen vor lauter „Schadenfreude“ wenn der Spielkamerad in den Dreck fällt. Sollte aus dem gemeinen Kind dann doch noch etwas werden, würde man es als vielleicht als „Wunderkind“ bezeichnen. So wird deutlich, dass Deutsch und Englisch einen ähnlichen Ursprung haben müssen: beide gehören zur indogermanischen Sprachfamilie.
Wer mehr über die Beziehung zwischen Deutsch und Englisch erfahren möchte, dem sei Henning Wehn empfohlen. Der deutsche Stand-Up Comedian (Anglizismus!) erklärt den Briten in einigen lustigen Videos loan Words, false friends, den deutschen Humor und noch vieles mehr.
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