Der Deutsche Buchpreis gehört zu jenen merkwürdigen Erscheinungen, die für eine kleine Nischengruppe (hier: Menschen, die Literatur mögen) einen Jahreshöhepunkt bilden, während die große Masse müde mit den Schultern zuckt: Buchpreis? Preisbindung? Häh?

Eine Suchanfrage über Brandwatch zum Thema „Deutscher Buchpreis“ bringt halb so viele Erwähnungen hervor, wie die Query zu nur einem einzigen Bundesligaspiel. Ungerecht.

Hier sei nun deshalb festgestellt: Der Deutsche Buchpreis gilt als die wichtigste Auszeichnung für den deutschsprachigen Raum und wird für den besten neuerschienenen (oder noch erscheinenden) Roman vergeben. Tusch.

Der Preis wird heute Abend im Frankfurter Römer verliehen.

Das Problem mit der Ignoranz zwischen Masse und Nische ist immerhin ein beidseitiges. Keiner der Autoren, die es auf die Nominierten-Liste des Buchpreises geschafft haben, hat einen auch nur halbwegs vernünftigen Twitter-Account.

Auf der Liste der zehn wichtigsten Hashtags, die unsere Suche zum Thema Buchpreis hervorbringt, findet sich nur Marion Poschmann wieder. Im realen Twitterleben muss sie sich diesen auch noch mit dem Sportmoderator Wolf-Dieter Poschmann teilen, was wiederum den Kreis zum Fussball schließt.

Doch weg vom Sport und hin zu dem, was auch Unwissende innerhalb von wenigen Minuten durch Brandwatch über den Deutschen Buchpreis lernen können:

Es gibt eine Shortlist, diese wurde am 11. September veröffentlicht, und darauf stehen sechs Autoren. Außerdem: Selbst die sprachbewussten Literaturliebhaber verwenden tatsächlich den englischen Begriff Shortlist, obwohl die „Kurzliste“ doch allenfalls salonfähig wäre. Überraschung des (Literatur-)Jahres: Daniel Kehlmann, der auf der Langliste als weitaus führender Favorit gehandelt wurde, ist auf der Kurzliste nicht mehr vertreten.

Nach Benennung der Finalisten lag der größte Jubel im Social Buzz (den ich von hier ab gerne als „Soziales Gebrummel“ übersetzen möchte) noch bei Reinhard Jirgl. Dicht folgten ihm Terézia Mora und Clemens Meyer, am wenigsten häufig wurde Marion Poschmann erwähnt.

Das änderte sich schlagartig am 01. Oktober. Poschmann erfuhr Aufwind, als ihr der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis verliehen wurde. Über 52 % der sozial-medialen Aufmerksamkeit konnte sie in der vergangenen Woche auf sich ziehen. Aus Marketingsicht kann man da nur sagen: Gut platziert, Herr Raabe!

Clemens Meyer hielt dagegen und ließ sich auf Platz eins der SWR-Bestenliste setzen, konnte damit aber nicht die gleiche Wirkung erzielen wie Poschmann. Unsere Topic Cloud für die letzte Woche zeigt auch ganz eindeutig Marion Poschmanns Vorreiter-Position – oder sollte ich sagen: „Sonnenposition“. So jedenfalls heißt ihr neuester Roman. Omen est Nomen.

TopicCloudBuchpreisInteressanterweise hat sich in unsere Topic Cloud nach den zu erwartenden Schlüsselbegriffen wie „Deutschen“ und „Buchmesse“ recht dominant der Begriff „Tod“ lanciert. Dies verweist sicher auf den Fröhlichkeitswert der nominierten Literatur. Zu dem düsteren Stichwort haben im Übrigen alle Autoren beigetragen.

Nun wollte ich aber noch wissen, welcher der Autoren offiziell als Favorit gehandelt wird. Ich stieß auf die Umfrage von buchreport, demnach Buchhändler am liebsten Clemens Meyer als Preisträger sähen. Literaturkritiker hingegen bevorzugen Terézia Mora und haben dafür gesorgt, die Balkendiagramme für die ungarisch-stämmige Schriftstellerin bei uns ganz nach oben zu treiben, zumindest wenn man die Treffer der letzten vier Wochen zusammenzählt. Es folgen nach dieser Ansicht Clemes Meyer und Reinhard Jirgl.

BalkendiagrammBuchpreis2013Wir werden sehen, ob unsere Kristallkugel recht behält. Zur besseren Verständigung zwischen Masse und Nische bitten wir Euch, ein paar Hashtags in die Twitter-Runde zu werfen:

#marionposchmann #clemensmeyer #mora #jirgl #bonné und #zeiner. #brandwatch