Die Pandemie hat den Alltag vieler Menschen verändert.

Weltweit wurden Geschäfte geschlossen, Reisen wurde eingeschränkt und um das Infektionsrisiko zu senken, wurden die Mitarbeiter von den Büros nach Hause geschickt. Wie wird online über Home Office gesprochen? Welche Emotionen und Meinungen werden vertreten?

Um das herauszufinden, sahen wir uns mit Brandwatch Consumer Research die öffentlich zugänglichen Online-Erwähnungen rund um Home Office genauer an. Zum einen warfen wir einen genaueren Blick auf die deutschsprachigen Mentions, zum anderen auch auf Gespräche aus anderen Ländern, um zu sehen, welche Meinungen dort stattfinden.

Ein Blick auf die deutschen Erwähnungen im Zeitverlauf zeigt, dass seit Ausbruch der Pandemie wesentlich mehr über das Home Office gesprochen wird als vor der Pandemie. Auch nach dem extremen Gesprächsanstieg im April 2020, als viele Unternehmen erstmals ihre Arbeitnehmer ins Home Office schickten, blieben die Diskussionen danach auf einem wesentlich höheren Niveau als in 2019.

Das Interesse an dem Thema ist also weiterhin hoch. Vom 1. Januar bis 9. Juni 2021 fanden die meisten Erwähnungen mit 45% des Share of Buzz auf News-Seiten statt. Auf dem zweiten Platz liegt Twitter 27%, gefolgt von Instagram mit 17% auf dem dritten Platz. Im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2020 nahmen vor allem die Online-Gespräche auf Instagram (+75%) und Twitter (+65%) zu. 

Home Office löst viele Emotionen aus

In einer Analyse, die wir vor einigen Wochen für unseren Brandwatch Bulletin durchführten, sahen wir uns an, wie sich das Sentiment in den Gesprächen rund um Home Office in verschiedenen Ländern verändert hat. Dafür untersuchten wir die Online-Erwähnungen von Twitter und Foren aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Spanien und den USA, denen ein positives oder negatives Sentiment zugeordnet werden konnte.

Der Durchschnitt aus allen untersuchten Ländern liefert kein positives Bild. Im gesamten Untersuchungszeitraum war das Gesamtsentiment negativ und nahm mit der Zeit zu.

Bedeutet das, dass das Arbeiten von Zuhause unbeliebt ist?

Nicht unbedingt. Die negativen Erwähnungen schließen sowohl Personen ein, die sagen, dass sie nicht gerne von Zuhause arbeiten, als auch Personen, die nicht wollen, dass es endet oder die eine Rückkehr ins Büro als nicht sicher betrachten.

Die Beliebtheit von Home Office in den Online-Gesprächen festzustellen, ist nicht ganz einfach, da es ein sehr emotionales Thema ist. Wenn wir einen Blick auf die Mentions aller untersuchten Ländern im April 2021 werfen und diese in verschiedene Emotionen aufteilen, liefert sich folgendes Bild:

  • 43% drücken Freude aus
  • 33% drücken Verärgerung aus
  • 14% sind traurig
  • 5% sind ängstlich
  • 5% sind angewidert

Die Analyse zeigt, dass das Arbeiten von Zuhause viele verschiedene Gefühle auslöst und die Menschen diese online in den Gesprächen zum Ausdruck bringen.

Um genauer zu verstehen, wie die Situation in verschiedenen Ländern aussieht, haben wir die Daten nach Ländern segmentiert.

Zwischen den Ländern gibt es große Unterschiede. Vor allem die französischen Erwähnungen, und weniger extrem auch die spanischen, waren von Anfang an wesentlich negativer als die Erwähnungen aus anderen Ländern. Das könnte daran liegen, dass die Option von Zuhause zu arbeiten in Frankreich im Vergleich zu den anderen untersuchten Ländern, wesentlich geringer war. Die Negativität in den Gesprächen könnte auch die verschiedenen Erwartungen, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber an das Arbeiten von Zuhause haben, reflektieren.

Das negative Sentiment erreichte in Frankreich im Oktober 2020 einen Höhepunkt und basiert vor allem auf negativen Reaktionen zu einem Statement von Präsident Macron, der sagte, dass Home Office nicht verbindlich sein wird. In Deutschland starteten die Gespräche rund um das Arbeiten von Zuhause im März 2020 noch positiv, wurden dann aber zunehmend negativer. Vor allem im April sorgte die Home-Office-Pflicht für viel Kritik. Den einen kam die Pflicht zu spät, andere betrachteten sie als starke Einschränkung, die auf bestimmte Gruppen und Situationen, z. B. die Mehrbelastung für Eltern, zu wenig Rücksicht nahm.

Vor- und Nachteile von Home Office

In einer weiteren Analyse sahen wir uns die deutschsprachigen Erwähnungen in den letzten Monaten (1. Januar bis 9. Juni 2021) genauer an, die explizit eine positive oder negative Meinung über Home Office ausdrückten, z. B. „Ich liebe Home Office“ oder „Ich hasse es von Zuhause zu arbeiten“. Diese Aufteilung zeigt, dass die Erwähnungen, die eine eindeutige Meinung äußern, mit fast 70% überwiegend positiv sind. Allerdings nahmen die negativen Gespräche in den letzten Monaten um 66% zu. Bei den positiven Erwähnungen sind es nur 37%.

Ein Hauptthema in den negativen Gesprächen ist die Mehrbelastung für Eltern. Kinder und Homeschooling werden häufig als Gründe genannt, warum Arbeitnehmer sich die Arbeit im Büro zurückwünschen. Ebenfalls negativ erwähnt wird die Home- Office-Pflicht sowie Spannungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, schlechte Internetverbindung, aber auch die Sorge, dass Unternehmen nach der Pandemie die Option, von Zuhause arbeiten zu können, wieder abschaffen.

In den positiven Erwähnungen fällt am häufigsten "liebe" und "super". Arbeitnehmer äußern sich hier positiv über das Arbeiten von Zuhause. Auch erwähnen viele, dass sie sich im Home Office besser konzentrieren können und produktiver sind. Andere sagen, dass sie seitdem entspannter sind und eine bessere Work-Life-Balance durch Home Office erreicht haben.

Fazit

Unsere Analyse zeigt, dass sich sowohl im deutschen Sprachraum als auch in den anderen untersuchten Ländern Menschen gemischt zum Thema Home Office äußern. Zwar wurden die Erwähnungen in den letzten Monaten zunehmend negativer, dahinter verbergen sich aber nicht nur Kritiker, sondern auch Sorgen von Arbeitnehmern, dass nach der Pandemie der Arbeitsalltag im Büro wieder zurückkehrt.

Eine Umfrage von Ernst & Young zeigt, dass 81% der befragten Arbeitnehmer in Zukunft nicht mehr ausschließlich im Büro arbeiten möchten, sondern sich mehr räumliche Flexibilität wünschen. Am höchsten lag dieser Anteil bei den Befragten in der Altersgruppe 20 bis 30 Jahre: 86% von ihnen gaben an, in Zukunft teilweise von Zuhause arbeiten zu wollen. Es wird sich zeigen, wie viele Unternehmen in Zukunft auf ein Hybrid-Modell setzen, das sowohl das Arbeiten von Zuhause als auch im Büro ermöglicht.