Studie: Plastikverpackungen
Marktstudie: Plastikverpackungen
Wir analysierten mehr als 250.000 Social-Media-Erwähnungen rund um das Verbraucherverhalten zu Plastikverpackungen in Deutschland
Dank Social Media haben Verbraucher einen immer größeren Einfluss auf Marken und durch einen immer stärker umkämpften Markt müssen Marken ihre Aufmerksamkeit und Innovationen stärker auf die Bedürfnisse der Konsumenten ausrichten.
Ein Thema, bei dem sich diese Entwicklung immer stärker widerspiegelt, sind Plastikverpackungen und der Einsatz von Plastiktüten im Einzelhandel. Das zunehmende Problem der Umweltverschmutzung von Plastik, vor allem der Verschmutzung des Ozeans, rückt zunehmend in das Bewusstsein des Verbrauchers und es ist ein Aspekt, dass von immer mehr Verbrauchern in ihre Kaufentscheidungen und Präferenzen zu einer Marke einfließt. Laut der Umweltbewusstseinsstudie vom Bundesumweltamt in 2016 nannte jeder fünfte Befragte auf die Frage, was die derzeit größte Herausforderung darstellt, Umwelt- und Klimaschutz.
Als ein weltweit führender Anbieter für Social Intelligence betrachten wir in diesem Report, wie im Social Web über das Thema “Plastikverpackungen” und “Plastikmüll” in Verbindung mit Nahrungs- und Lebensmitteln gesprochen wird.
Dazu haben wir seit dem 01.01.2015 mehr als 250.000 deutschsprachige öffentlich verfügbare Online-Beiträge analysiert. Da die sozialen Medien die weltgrößte Datenbank für Kundenmeinungen darstellen, sind sie eine geeignete Datenquelle für die Untersuchung der Verbrauchertrends zu dieser Thematik.
Doch wie äußern sich Verbraucher im Web? Was sind Trends, Themen & Wünsche rund um das Thema Recycling, Verpackung und Alternativen zu Plastik in der Lebensmittelbranche?
Trendthema Plastik
Um einen besseren Einstieg und Überblick in das Thema zu bekommen wurden in einem ersten Schritt das Suchvolumen auf Google Trends und das Gesprächsvolumen im Social Web mithilfe geeigneter Keywords in Brandwatch Analytics in den vergangenen drei Jahren untersucht und miteinander verglichen.
Komplexe Brandwatch-Suchanfrage zu Plastikverpackungen bei Lebensmitteln
Google-Trends in Deutschland zu “Plastikmüll”
Google-Trends in Deutschland zu “Zero Waste”
Wie sowohl in der Social Web-Analyse als auch in Google Trends klar zu erkennen ist, steigt das Volumen für Social Media und Search für relevante Begriffe zum Thema Plastik seit dem 1. Januar 2015 stetig an. Das bedeutet, dass die Awareness für das Thema und das Umweltbewusstsein der Verbraucher so hoch ist, wie nie zuvor. So gab es im Jahr 2018 durchschnittlich 340 Online-Beiträge pro Tag zum Thema Plastikverpackung und Plastikmüll.
Auch in der Umweltpolitik spielt die Vermeidung von unnötigem Plastik zum Schutz der Natur & Umwelt eine große Rolle. So geht aus einem EU-Urteil vom 18.12.2018 hervor, dass ab dem Jahr 2021 keine Strohhalme, Wattestäbchen und Einweggeschirre aus Plastik mehr produziert und verkauft werden dürfen..
Um diese Philosophie des Vermeidens von Plastikverpackungen noch besser beschreiben zu können, haben sich Begriffe wie “zero waste” inzwischen auch bei uns in Deutschland etabliert.
Je nach Schätzung gelangen bis zu 13 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr in die Weltmeere. Das ist etwa so, als würde jede Minute ein großer Müllwagen ins Wasser entleert.
Emojis & Hashtags
Da im Netz nicht nur in Wort und Schrift kommuniziert wird, wurden auch die 100 meistgenutzten Emojis der vergangenen drei Jahre untersucht. Neben vielen freundlichen Smileys (mit Herzaugen, Zwinkern, Lächeln) werden vor allem grüne, natur- und umweltverbundene Emojis verwendet (grünes Herz, Pflanzen, verschiedenste Obst & Gemüse Emojis). Das lässt darauf schließen, dass die Menschen sich darüber freuen und glücklich sind, wenn sie Plastikverpackungen vermeiden können und so etwas Gutes für die Umwelt tun. Auch das Weltkugel Emoji taucht in der Wolke gleich mehrfach in verschiedenen Varianten auf.
Die Top 100 Emojis zum Thema Plastikverpackungen
Die Top 10 Hashtags zum Thema Plasikverpackungen
Hashtag | Tweets | Impressions | |
---|---|---|---|
1 | #nachhaltigkeit | 7263 | 17622049 |
2 | #kaffee | 1828 | 6148572 |
3 | #nachhaltig | 1675 | 3570363 |
4 | #lebensmittel | 1664 | 3449879 |
5 | #plastik | 1652 | 8603618 |
6 | #zerowaste | 1639 | 3531621 |
7 | #unverpackt | 1303 | 2787774 |
8 | #bio | 1257 | 2022820 |
9 | #ernährung | 1255 | 3200939 |
10 | #umwelt | 1235 | 3269104 |
Bei einem Blick auf die meistgenutzten Hashtags zeigt sich, dass neben viralen Hashtags wie #Nachhaltigkeit, #zerowaste und #unverpackt sticht vor allem #Kaffee auf Platz 2 der meist verwendeten Hashtags zum Thema Plastikverpackung hervor.
Gerade der beliebte Kaffee zum Mitnehmen ist immer wieder ein großes Diskussionsthema in den Medien und bei den Verbrauchern. Laut einer Studie der Deutschen Umwelthilfe werden in Deutschland pro Jahr rund 2,8 Milliarden Einwegbecher für Coffee-to-Go benutzt und nach einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 15 Minuten wieder weggeworfen. Allein in Berlin sind das 170 Millionen Einwegbecher pro Jahr.
Der Lebensmitteleinzelhandel & Plastik
Wie und worüber sprechen Kunden, wenn sie über Nahrungsmittel und Supermärkte diskutieren? Für ein besseres Verständnis, wie Verbraucher über Plastikverpackungen von Lebensmitteln sprechen, führten wir eine tiefergehende Analyse durch.
Zuerst wurde untersucht, über welche Produktkategorien und Lebensmittel die Verbraucher am meisten diskutieren.Am häufigsten wird über Flaschen und andere Getränkeverpackungen gesprochen. Hier fällt trotz Mehrwegflaschen und Pfandsystem auch in Deutschland noch viel zu viel Müll von Einwegplastikflaschen an. Die Verpackungen von Obst und Gemüse werden in der Online-Community auch oft diskutiert. Seltener tauschen sich die Verbraucher dahingehend über die Verpackungsmaterialien von Käseprodukten und Süßigkeiten aus.
Der Share of Voice der Lebensmittelkategorien
Das Sentiment der Lebensmittelkategorien
Doch es kommt nicht nur darauf an, wie viele Menschen über ein bestimmtes Thema sprechen, sondern auch mit welcher Tonalität. Aus diesem Grund wurden in einer Sentimentanalyse alle positiven und negativen Beiträge zu einem Thema gegenüber gestellt. Hier fällt auf, dass vor allem negativ über Plastikflaschen und Verschlusskappen von Getränkekartons und über Verpackungen von Süßigkeiten gesprochen wird. Gerade Bonbons und kleine Schokoladenpralinen oder -kekse sind sehr oft noch (unnötigerweise) einzeln in Plastik verpackt und somit ganz und gar nicht umweltfreundlich.
Die Vermüllung gefährdet Ökosysteme auf dem ganzen Planeten. Wir müssen daher weltweit überflüssiges Plastik vermeiden und den Rest im Kreislauf halten und recyceln.
Zu den Verpackungen von Obst und Gemüse sind die Gespräche eher positiv. Hier tauschen sich die Verbraucher über alternative Verpackungen aus und freuen sich, dass es vielerorts auch im Geschäft schon umweltfreundliche und nachhaltige Verpackungsmöglichkeiten (oder eben gar keine Verpackung) gibt.
Auch für den Lebensmitteleinzelhandel rücken die Themen “Nachhaltigkeit” und “Plastikmüll” immer mehr in den Fokus. In einer weiteren Analyse haben wir deshalb verschiedene Supermarktketten in Deutschland etwas genauer unter die Lupe genommen, um zu erfahren, welche Discounter die Verbraucher als Vorreiter sehen.
Der Share of Voice der Lebensmitteleinzelhändler
Das Sentiment der Lebensmitteleinzelhändler
Schaut man sich zuerst wieder das bloße Volumen an, ist Rewe Spitzenreiter bei dem Gesprächsvolumen zu Plastikverpackungen, gefolgt von Aldi und Lidl. Über Norma, Kaufland und Real tauschen sich die Verbraucher dagegen kaum aus.
Jedoch gibt auch hier ein Blick auf die Qualität der Online-Gespräche mehr Aufschluss. Edeka ist laut Sentimentanalyse auf Platz 1. Grund dafür sind verschiedene Konzepte in einigen Märkten. Zum einen werden zur Zeit Mehrwegdosen und Wurst- und Käsetheken getestet und zum anderen werden Obst und Gemüse mit einem Laserlabel versehen, anstatt mit Plastik verpackt oder etikettiert zu werden. Das kommt bei den Verbrauchern gut an.
Einen ganz anderen Einfall hat die Kette Norma. Sie wollen in Zukunft auf Einkaufstüten aus Gras setzen. Ein Vorschlag, der bei der Community ankommt und für positive Meldungen und viele Social Media Posts sorgt.
Auch Penny, Rewe und Netto haben mit dem Abschaffen von Plastiktüten weitestgehend positive Reaktionen beim Online-Publikum hervorgerufen.
Beim Warenhaus Real gab es dagegen im letzten Jahr einen regelrechten Shitstorm. Ein Mitarbeiter wurde dabei beobachtet, wie er Kirschen aus Plastiktüten lose in die Auslage packt und diese dann als “plastikfrei” verkauft werden. Diese Maßnahme kam bei der Community gar nicht gut an. Eine offizielle Stellungnahme von Real konnte in diesem Fall die Gemüter der Community nicht beruhigen.
Die Alternativen zu Plastik
Viele der Online-Gespräche zu Plastikverpackungen und dem Vermeiden von Müll bei Lebensmitteln sind Teil einer größeren Diskussion um einen nachhaltigen Lebensstil. Die Konsumenten interessieren sich in diesem Zusammenhang auch oft für Bioprodukte, vegane Lebensweisen oder plastikfreie Hygiene- und Kosmetikprodukte.
Jedoch gibt es auch heute schon genügend Alternativen, um Plastikverpackungen zu vermeiden. Hier sind die am häufigsten diskutierten im Social Web:
Hier einige Beispiel-Postings von Verbrauchern zu alternativen Produktverpackungen:
75% aller Verbrauchen sprechen darüber, das Plastik alternativ ganz wegzulassen und die Produkte ganz und gar unverpackt zu belassen. Das ist auch mit Abstand die einfachste Variante, denn gerade bei Obst & Gemüse, die meistens eine Schale haben, wird derzeit noch sehr viel unnötiges Plastik verwendet.
Kunststoff muss für langlebige Güter und Mehrweglösungen eingesetzt werden, statt für gut vermeidbare Einwegverpackungen.
Weitere beliebte Alternativen zu Plastikverpackungen, die viel Müll produzieren, sind Glas, Biokunststoff und Papier.
Großer Beliebtheit freuen sich auch sogenannte Unverpackt-Läden, die schon beim Einkauf darauf achten, ihre Waren mit gar keinen Verpackungen oder Alternativstoffen anzubieten. In immer mehr deutschen Städten werden solche Läden eröffnet. Hier findet sich eine aktuelle Karte von Unverpackt-Läden in Deutschland.
In Social Media gibt es viele Beiträge , in denen sich Menschen darüber freuen, in diesen Läden einzukaufen:
Instagram Top 10
Welche Influencer posten über das Thema Zero Waste und inspirieren ihre Community zu mehr Nachhaltigkeit? Dazu untersuchten wir Influencer auf Instagram nach dem Brandwatch Reach Score (ein Score der einen Hinweis auf die potenzielle Reichweite des Accounts liefert), die in 2018 zum Thema Zero Waste posteten:
Rang | Instagram Account | Reach Score |
---|---|---|
1 | Louisa Dellert | 157.307 |
2 | Jana Klar | 145.480 |
3 | Lisa Sophie Laurent | 103.736 |
4 | Fitcaroreh | 79.820 |
5 | Juloxxy | 45.139 |
6 | Naturlandkind | 12.492 |
7 | Nachhaltigkeit.warum.nicht | 9.569 |
8 | Besserlebenohneplastik | 6.389 |
9 | Wastelesshero | 5.898 |
10 | Greenandwhales | 5.857 |
Die 10 am häufigsten verwendeten Hashtags der Influencer:
- #zerowaste
- #nachhaltigkeit
- #nachhaltig
- #plastikfrei
- #unverpackt
- #plasticfree
- #lesswaste
- #sustainable
- #sustainability
- #vegan
Hier zeigt sich, wie weiter oben schon erwähnt, dass neben der Plastikvermeidung und Nachhaltigkeit die vegane Lebensweise eine große Rolle spielt. Im Vergleich zur Hashtag-Nutzung der Verbraucher verwenden die Influencer auf Instagram viel stärker #zerowaste. Das Hashtag liegt auf Platz 1, gefolgt von #nachhaltigkeit und #nachhaltig.
Fazit
Den Verbrauchern im Social Web wird die Vermeidung von Plastikmüll beim Einkauf von Lebensmitteln immer wichtiger. Oft wird auch über alternative Verpackungsmöglichkeiten bis hin zu Zero Waste diskutiert. Viele Supermarktketten haben schon erste Schritte und Richtlinien zur Verbesserung der Situation eingeführt, welches von den Verbrauchern auch so erkannt und gelobt wird. Hersteller bekannter Produkte und Marken haben hier noch einen größeren Nachholbedarf. Gerade bei Getränkeflaschen und Süßigkeiten, gibt es derzeit im Einzelhandel noch wenig Bemühungen überflüssige Plastikverpackungen zu vermeiden.
Die aktuellen Entwicklungen und dieser Report haben gezeigt, das es enorm wichtig ist, als Unternehmen auf die Stimme der Verbraucher zu hören. Social Listening kann daher auch helfen, sich als Unternehmen zu dem Thema “Nachhaltigkeit” zu positionieren, wenn man die Wünsche und Erwartungen der Kunden kennt und diese dann in seine Firmenphilosophie mit aufnehmen kann.
Methodik
In dieser Studie haben wir mithilfe der weltweit führenden Social-Listening-Plattform Brandwatch Analytics analysiert, wie im Social Web über das Thema Plastikverpackungen und Verpackungsmüll im Zusammenhang mit Lebensmitteln gesprochen wird. Die Daten wurden mit einer umfangreichen Suchanfrage “Query” in deutscher Sprache erfasst. In diese Analyse wurden neben sozialen Netzwerken, wie Twitter, Instagram & Facebook auch Online-News, Foren & Blogs berücksichtigt, um ein ganzheitliches Bild der Online-Community zu erfassen. Der Untersuchungszeitraum der Analyse war vom 01.01.2015 bis zum 31.12.2018.
Innerhalb dieses Datensatzes wurden mit sogenannten Regeln (Query in der Query) untersucht, wie viel über bestimmte Lebensmittel, Einzelhändler oder Handelsmarken gesprochen wird. Die Tonalität (Sentiment) dieser Online-Beiträge wurde ebenso mithilfe von festgelegten Regeln im Kontext mit positiven und negativen Phrasen und Wörtern in der Nähe der jeweiligen Unternehmensnamen bestimmt.